Am 10. Dezember 2012 fand im Frauen- und Familienausschuss des Bundestages eine ExpertInnen-Anhörung zur bundesweiten Situation von Frauenhäusern statt. Vertreterinnen der Frauenhäuser und Fachberatungsstellen forderten eine deutlich bessere finanzielle Ausstattung ihrer Einrichtungen und bessere strukturelle Rahmenbedingungen für ihre Arbeit. Es wurde deutlich, dass Frauenhäuser nicht nur latent unterfinanziert und personell unterbesetzt sind, sondern auch mit Zufluchtsbarrieren kämpfen müssen. Die Lage der Frauenhäuser in Deutschland sei „katastrophal“, betonte Eva Risse von der Zentralen Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser. Es fehle an freien Plätzen in den Frauenhäusern in den Großstädten und Ballungsräumen und in den ländlichen Regionen gebe es regelrecht „weiße Flecken“ auf der Landkarte. Zudem seien die wenigsten Frauenhäuser barrierefrei für Menschen mit Behinderung. Heike Herold von der Berliner Frauenhauskoordinierung e. V. führte aus, dass das Land Berlin den Bedarf an Frauenhausplätzen nicht ansatzweise erfüllen kann. Allein 2012 seien mehr als 400 Frauen in Berliner Frauenhäusern abgewiesen worden.
Bereits vor einem Jahr hätte die Bundesregierung nach einer Ausschussanhörung Verbesserungen versprochen, doch nichts sei geschehen. Die Sachverständigen und die anwesenden PolitikerInnen forderten bei der öffentlichen Anhörung mehr als nur Signale. Die finanziell und personell miserable Lage der Frauenhäuser und Fachberatungsstellen müsse dringend durch bundeseinheitliche rechtliche Regelungen verbessert und sichergestellt werden, um „eine bedarfsgerechte Versorgung auf hohem fachlichem Niveau zu gewährleisten“, sagte Katja Grieger vom Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe. Dieser Forderung schloss sich auch Heike Herold an. Es müsse eine „große Lösung“ auf der Bundesebene gefunden werden. „Wären die Frauenhäuser Banken, wären sie längst gerettet“, fügte sie hinzu.
Grundlage der Anhörung war der Bericht der Bundesregierung „zur Situation der Frauenhäuser, Fachberatungsstellen und anderer Unterstützungsangebote für gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder“. Dieser Bericht hatte im August erstmals schwarz auf weiß belegt, was Betroffene und Sachkundige seit Jahren bemängeln: Das Betreuungsangebot an Fachberatungen und Anlaufstellen für Frauen in Notlagen ist dem Bedarf nicht gewachsen. Nach Angaben des Berichts existieren bundesweit etwa 350 Frauenhäuser und 40 Schutzwohnungen mit 6.000 Plätzen, die jährlich etwa 15.000 bis 17.000 Frauen Schutz und Beratung bieten. Dazu kommen rund 750 Fachberatungsstellen und Frauennotrufe. (LF)